Über das Projekt

Fraunhofer-Leitprojekt MED²ICIN

Medizinische Daten als Basis für individuelle Behandlung und intelligentes Kostenmanagement

 

Per Klick zur richtigen Prävention, Diagnose und Therapie: Das ist die Vision des Leitprojekts „MED²ICIN“. Digitale Zwillinge sind in vielen Branchen gängige Praxis. Die Entwicklung eines digitalen Patientenmodells kann die Gesundheitsbranche von Grund auf revolutionieren. Digitale Innovationen in die gesamte Behandlungskette einzubinden, verbessert nicht nur die Patientenversorgung, sondern macht eine gezielte und wirksame Behandlung effizienter und damit kostengünstiger.

©Elnur-Fotolia_Fraunhofer IGD

Übergeordnetes Ziel des Leitprojekts MED²ICIN ist die Schaffung eines ganzheitlichen digitalen Patientenmodells durch die Bündelung aller vorliegenden Informationen eines Menschen. Bisher zeitlich und räumlich getrennt voneinander vorhandene Daten in unterschiedlichsten Systemen – als analoge Patientenakten oder hochauflösende CT-Bilder – sollen zu einem digitalen Abbild zusammengeführt werden. Damit lassen sich sowohl enorme Verbes­serungspotenziale für die Behandlung von Einzelpersonen als auch effizienter Einsatz von Gesundheitsausgaben im Kontext der gesamten Gesellschaft erreichen.

Ein intelligenterer Einsatz der zur Verfügung stehenden Mittel im Gesundheitsbereich erfordert technologiegetriebene Innovationen für eine effektivere Prävention, Diagnostik, Therapie und Versorgung. Es gibt erste Ansätze, die »humanen Daten« der Medizin zum Wohle des Patienten einzusetzen und sowohl dem Erkenntnisgewinn in der Forschung als auch einer Effektivitätssteigerung in der Versorgung zukommen zu lassen. Über existierende Ansätze im Bereich der elektronischen Patientenakte oder die Funktionalitäten von IBM Watson geht das Fraunhofer-Leitprojekt deutlich hinaus. Eine da­tenschutzkonforme Zusammenführung Individuen-bezogener Gesundheits- und Krankheitsdaten und deren intelligente Analyse lässt eine vollkommen neuartige Lösung entstehen. Neben direkten Anwendern (Ärzten, Krankenhäusern, Patienten, Forschungsinstitutionen) hat diese auch eine Reihe von möglichen wirtschaftlichen Ver­wertern (Life-Science-Unternehmen, Technologie-Provider in der Health IT, Kranken­kassen) im Fokus.

Sieben Fraunhofer-Institute haben sich zu einem Forschungsverbund zusammengeschlossen, um sich dieser Aufgabe zu stellen. Die wissenschaftlich exzellenten, interdisziplinären Kompetenzen bieten einzigartige Voraussetzungen für die Entwicklung eines solchen digitalen Patientenmodells. Umfangreiches technologisches Know-How in den Bereichen künstliche Intelligenz und Machine Learning, Wissensextraktion und -modellierung sowie Datenmanagement und -visualisierung wird ergänzt durch die notwendige Expertise zu klinischen Rahmenbedingungen und Leitlinien sowie Translationaler Medizin.

Das zu entwickelnde digitale Patientenmodell soll prototypisch am Beispiel chronisch entzündlicher Darmerkrankungen (CED) sowie onkologischer Erkrankungen evaluiert und implementiert werden. Beide Diagnosen werden aufgrund der langwierigen Therapie bzw. der hohen Behandlungskosten als besonders kostenintensiv eingestuft. Die Vision von MED²ICIN ist ein digitales Patientenmodell: Ärzte geben patienten­spezifische Daten ein und führen diese einer auf umfangreichem Kohortenwissen, klinischen Leitlinien und gesundheitsökonomischen Modellen basierten Analyse zu. Ergebnis ist eine datengestützte Entscheidungshilfe, die die individuell beste Therapie bei gleichzeitiger kosteneffizienten Versorgung anstrebt. Dabei soll sichergestellt sein, dass durch nutzergerechtes Interaction-Design die Handhabung der Daten und der Analyseergebnisse auf die jeweiligen Anwender zugeschnitten und leicht in dessen Arbeitsalltag integrierbar ist.

Das Leitprojekt startete im Oktober 2018 und ist auf vier Jahre angelegt.