Wie arbeite ich mit dem Tool?

Der EPN unterstützt Unternehmen zunächst bei der Positionierung in einem digitalen Ökosystem. Darüber hinaus bietet das Tool Hilfestellungen zur Identifikation von passenden Geschäftsmodellmustern, die schließlich zu einem spezifischen Geschäftsmodell kombiniert werden können. 

Was sind Geschäftsmodellmuster? 

Für die Entwicklung von Geschäftsmodellen bietet es sich an mit Geschäftsmodellmustern zu arbeiten, anstatt auf der „grünen Wiese“ anzufangen. Geschäftsmodellmuster sind grundlegende Geschäftsmodellelemente (oder Komponenten), welche die generelle Funktionsweise eines Geschäftsmodells beschreiben. Um bestehende Geschäftsmodelle zu innovieren oder neue zu entwickeln, lassen sich diese Geschäftsmodellmuster kreativ miteinander kombinieren.  

Eine umfassende Sammlung von Geschäftsmodellmustern wurde von Oliver Gassmann, Karolin Frankenberger und Michaela Csik von der Universität St. Gallen zusammengestellt (Gassmann et al., 2013; Gassmann et al., 2017). Diese Sammlung von Geschäftsmodellmustern entstand im Rahmen einer umfangreichen wissenschaftlichen Studie, laut der etwa 90 % aller neuen Geschäftsmodelle verschiedenster Unternehmen und Industrien durch eine Rekombination bestehender Konzepte und Technologien entstanden sind. Im Zuge dieser Studie identifizierten die Wissenschaftler insgesamt 55 Muster, die den Kern vieler Geschäftsmodelle darstellen (Gassmann et al., 2013; Gassmann et al., 2017). Eines der identifizierten Geschäftsmodellmuster ist zum Beispiel das „Razor and Blade“-Muster, bei dem Kunden ein Produkt sehr günstig bis kostenlos erwerben können (z. B. Drucker, Rasierer). Die zur Nutzung des Produktes notwendigen Verbrauchsmaterialien (z. B. Druckerpatronen, Rasierklingen) müssen jedoch immer wieder passend und relativ teuer bezogen werden. 

Für unser EPN-Tool haben wir die erwähnten 55 Geschäftsmodellmuster analysiert und entsprechend ihres unmittelbaren Verwertungspotenzials für die verschiedenen Rollen im digitalen Ökosystem klassifiziert (Mihale-Wilson & Kubach, 2019). Somit macht sich der EPN zunutze, dass verschiedene Geschäftsmodellmuster ein höheres Verwertungspotenzial für bestimmte Rollen im digitalen Ökosystem haben als für andere. So ist beispielsweise das unmittelbare Verwertungspotenzial des Geschäftsmodellmusters „Razor and Blade“ höher für Hardwarehersteller als für Informationsanbieter. 

Mittels des EPN können Unternehmen gezielt diejenigen Geschäftsmodellmuster identifizieren, mit denen sie sich im Rahmen des Prozesses der Geschäftsmodellinnovation oder -neuentwicklung primär befassen sollten.

 

In fünf Schritten zum Geschäftsmodell 

Im Folgenden wird die Vorgehensweise des Ecosystem Participation Navigator Schritt für Schritt erläutert. Insgesamt umfasst diese fünf Schritte:

  1. Identifikation der Unternehmenskompetenzen  
  2. Identifikation der potenziellen Rolle(n) Ihres Unternehmens im digitalen Ökosystem 
  3. Identifikation der Geschäftsmodellmuster mit dem höchsten Verwertungspotenzial 
  4. Kreative Kombination von Geschäftsmodellmustern 
  5. Ausarbeitung und Auswahl geeigneter Geschäftsmodelle 

Die Schritte 3-5, stellen einen iterativen Prozess dar, der bei Bedarf mehrmals wiederholt werden kann. Konnte zum Beispiel in einer ersten Prozessiteration kein erfolgversprechendes Geschäftsmodell entwickelt werden, ist eine neue Prozessiteration mit Schritt 3 neu zu starten.

Literatur:
Gassmann, O., Frankenberger, K., & Csik, M. (2013). The St. Gallen Business Model Navigator, University of St. Gallen.
Gassmann, O., Frankenberger, K., & Csik, M. (2017). Geschäftsmodelle entwickeln: 55 innovative Konzepte mit dem St. Galler Business Model Navigator: Carl Hanser Verlag GmbH Co KG.
Mihale-Wilson, C., & Kubach, M. (2019). Business Models for Open Digital Ecosystems of Trustable Assistants. LNI, GI Edition Proceedings, „Open Identity Summit 2019“ (OID2019), Köllen, Germany.