TCR Pyrolyse

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Version vom 2. Januar 2022, 19:01 Uhr von Neuber (Diskussion | Beiträge) (Biomasse als Ausgangsstoff für Pflanzenkohle (Biomasse-Ströme))
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Pflanzenkohle – Herstellung und Nutzung

Sogenannte Pflanzenkohle wirkt bodenverbessernd (siehe 2). Ihre Gewinnung erfolgt aus Biomasse unter Hitze und Druck, bei Ausschluss von Sauerstoff (siehe 3), in einem Pyrolyseverfahren.

Je nach Ausgangsmaterial, Pyrolyseprozess (Produktionstemperatur, -geschwindigkeit) und der Aufbereitung der Pyrolysesubstrate vor dem Einbringen in den Boden, variieren die Pflanzenkohleeigenschaften. So wird z.B. die Bindung von Kohlenstoff in der Pflanzenkohle durch den Grad der Kondensierung aromatischer Bestandteile, also der Einbindung von (Produktionstemperatur) bestimmt. Ebenso wird im Pyrolyseprozess die spezifische Oberfläche, die Porengröße- und Verteilung und damit die Wasserhaltekapazität der Pflanzenkohle beeinflusst, oder der pH-Wert und damit auch die durch die "Biokohle" für Pflanzen mit verfügbar gemachten Nährstoffe.

Der Grad der Kondensierung (abhängig von der Produktionstemperatur) bestimmt z.B. die Gehalte an Kohlenstoff (der der Atmosphäre dauerhaft entzogen wird), Nährstoffen, die Wasserhaltekapazität, die spezifische Oberfläche, Porosität und den pH-Wert der Pflanzenkohle. [1]

Der Einsatz von Pflanzenkohle zur Bodenverbesserung

Es werden verschiedene Effekte der Bodenverbesserung beobachtet. Der Nutzwert kann gewichtet werden, z.B.: auf die Optimierung von Wasserrückhalt nach Starkregenereignissen (Wasserretention), der Speicherfähigkeit von Nährstoffen, der Bodenbindung von Treibhausgasen und Schadstoffen, dem optimierten Pflanzenaufwuchs und erhöhter Mikroorganismen- und Humusbildung. Wenn die bodenverbessernden Wirkungen nicht im Vordergrund stehen, kann die TCR Pyrolyse auf die energetische Nutzung von Biomasse optimiert werden (z.B. Fokus auf einen hohen Ertrag an Pyrolysegas für die energetische Nutzung)

Die Aspekte der Bodenverbesserung durch Pflanzenkohle im Überblick:

  • die Steigerung der Wasseraufnahme und- Speicherfähigkeit trockener und sandiger Böden
  • die Steigerung des Porenvolumens und damit die verbesserte Bodengare fester Böden
  • die CO2 Entnahme aus der Atmosphäre zur Bodenverbringung (Bodenverweildauer in Abhängigkeit vom Pyrolyseprozess)
  • Förderung der Humusbildung und damit gleichzeitig die gesteigerte Bindung von Lachgas
  • Erhöhung der Pflanzenverfügbarkeit von Phosphor und mineralischem Stickstoff im Boden
  • Minderung von Nährstoffauswaschung und Nitratbelastung im Grundwasser
  • Vitalisierung des Edaphon (Bodenlebewesen)
  • Ertragsstabilisierung bei Kulturpflanzenanbau
  • Stimulation des Wurzelwachstums
  • Minderung der Verfügbarkeit von Schwermetallen im Boden


Abb. 01: Technikumsanlage für das Thermokatalytische Reforming (TCR). Durch geführte Pyrolyseprozesse können die Pyrolysesubstrate gezielt auf gewünschte Anforderung, wie z.B. die Bodenart, optimiert werden.
Abb 1a: Schema des Thermokatalytischen Reforming (TCR)

Bodenverweildauer von Pflanzenkohle und akkumuliertem Kohlenstoff

In Feldversuchen wurde bestätigt, dass der Abbau der Pflanzenkohle im Boden über den Zeitverlauf abnimmt. Generell steuert der C- Anteil in den Pflanzenkohlen die Verweildauer, speziell das molare verhältnis von Kohlenstoff zu Sauerstoff (O:C Verhältnis) hat sich in wissenschaftlichen Studien als ein robuster Indikator für die Einschätzung der Bodenverweildauer herausgestellt. Lässt sich ein molares O:C Verhältnis < 0,2 feststellen, handelt es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um eine Pflanzenkohle mit einer Bodenverweildauer (Halbwertszeit) über 1000 Jahre (siehe Tab. 1). [2][3] Solche geringen O:C Verhältnisse und auch reduzierte Anteile an Flüchtigen Stoffen, bzw. Volatile Organic Compounds (VOC) lassen sich bei höheren Pyrolysetemperaturen erreichen. Jedoch kann die Pyrolysetemperatur allein nicht als Indikator gelten, weitere Prozessparameter wie die Kühlung, die Heizrate (hier speziell die Gleichmäßigkeit der Erhitzung), Verweildauern und Lagerung (Lagerzeit) der Pflanzenkohle beeinflussen ebenfalls die Gehalte an flüchtigen Bestandteilen und das O:C Verhältnis im Pyrolysesubstrat. Um eine Einschätzung zur Bodenverweildauer von Pyrolysesubstraten zu treffen sind neben den geeigneten Pyrolyseparametern auch Analysemethoden zur Ermittlung der Gehalte an flüchtigen Stoffen und dem O:C Verhältnis erforderlich.[4]

Abgebaut wird die Pflanzenkohle meist durch heterotrophe Organismen wie Pilze, aber auch Bodentemperatur und -feuchtigkeit beeinflussen die Verweildauer der Pflanzenkohle im Boden. Zusätzlich können höhere Umgebungstemperaturen, oft wechselnde Wasserhaushalte (gesättigte und ungesättigte Phasen) und gefrorenes Wasser zum schnelleren Abbau beitragen. Auch vor dem Hintergrund des mikrobiologischen Abbau der Pflanzenkohle gilt als Orientierung: je höher die Produktionstemperatur, desto stabiler ist die Kohle gegenüber dem mikrobiellen Abbau.

Schadstoffe wie Polyzyklische Aromatische Kohlenwasserstoffe - PAK können sich durch regulär produzierte Pflanzenkohle nicht im Boden anreichern, da die Pflanzenkohle Sicherheitsqualitäten erfüllen muss (siehe 4.2.1) um in die Düngemittelliste aufgenommen zu werden.

Tab 1: Diagram O:C ratio over predicted time.

Aktivierung der Kohle

Die Pflanzenkkohle sollte vor dem Einbringen in den Boden aktiviert/aufgeladen werden, da sonst die Gefahr des Nährstoffentzuges im Boden besteht.

Wird Pflanzenkohle während der Kompostierung beigegeben kann diese mit reichlich vielen Nährstoffen aufgeladen werden. Besteht dabei ein Verhältnis der Biokohle zum Kompost von 1:10 kann zusätzlich eine Zunahme von Mikroorganismen hervorgerufen und Emissionen bei der Kompostierung verringert werden. Zudem besteht die Möglichkeit der Zugabe der Pflanzenkohle zum Mineraldünger, zur Gülle oder Biogasgärresten, so dass die Nährstoffe in der Pflanzenkohle Wurzelverfügbar gespeichert werden und die Pflanzen die Nähstoffe sukzessive aufnehmen (siehe Abb. 2).

Eine Vorbehandlung der Kohle (z.B. mahlen) vor dem Einbringen in den Boden ist empfehlenswert.

Abb 2: Aktivierung der Pflanzenkohle durch Beladung mit Nährstoffen aus Gärresten. Die Mischung wurde 14 Tage in Ruhe gehalten und dann in den Boden verbracht.

Ertragssteigerung

Dur Einsatz von Pflanzenkohle kann die Nährstoffverfügbarkeit an der Pflanzenwurzel verbessert (hohe Kationenaustauschkapazität - KAK) und gleichzeitg eine höheren Verfügbarkeit von Wasser und den darin enthaltenen Nährstoffen erzielt werden (spezifische Oberfläche von 300 m² pro Gramm erzeugt hohe Adsorptionskapazität - AK). Zudem wird die Humusbildung durch diverse positive Einflüsse auf das Bodensubstrat gesteigert und wirkt langfristig positiv auf die Bodenqualität.

Andere vorteilhafte Aspekte der Pflanzenkohle sind anhand weiterer agronomischer Parameter (siehe Tab.2) erkennbar.

Tab 02: Agronomische Parameter von Pflanzenkohle

Um die Wirksamkeit von Biokohle zu überprüfen wurde im September 2021 auf einer Testfläche nebeneinander einmal Gärrest aktivierte Pflanzenkohle und Gärrest ohne Pflanzenkohle in den Boden eingebracht (siehe Abb.3). Das Ergebnis des Ertrags nach einigen Wochen kann für beiden Testflächen in Abbildung 4 nachvollzogen werden.

Abb 3: Die mit Gärrest aktivierte Pflanzenkohle und Gärrest ohne Pflanzenkohle nach der Ausbringung, am 23.09.2021
Abb 4: Vergleich der Testflächen (mit Gärrest aktivierte Pflanzenkohle und Gärrest) am 10.11.2021

Wasserretention

Die Porosität des Substrates steigert den Wasserrückhalt direkt in der Aktivkohle, die hohe Adsorptionskapazität (AK) stellt gleichzeitig im Wasser enthaltene Nährstoffe wurzelnah zur Verfügung.

Das Edaphon wird belebt und steigert die Funktion des Wasserrückhaltes weiter.

Agrarische und urbane Nutzung

Abhängig von der jeweiligen angebauten Kultur werden zwischen 10 und 120 t Pflanzenkohle pro Hektar in den Boden eingebracht.

Eignung der Böden

Hinsichtlich der Speicherfähigkeit für Wasser und Nährstoffe eigen sich eher sandige Böden zum Einsatz für Pflanzenkohle, da sandige Böden eine geringe spezifische Oberfläche besitzen und dort eine erhebliche Steigerung durch die große spezifische Oberfläche der Pflanzenkohle erzielt werden kann. Lehmige bzw. tonige Böden hingegen besitzen bereits eine große spezifische Oberfläche und somit eine recht große natürliche Speicherfähigkeit, weshalb steigernde Effekte eher gering ausfallen.

Auch die Erhöhung der nutzbare Feldkapazität (nFK) ist bei sandigen Böden stärker zu beobachten. Nur bei Boden mit hohem organischem Anteil ist keine Steigerung der nFK zu erkennen. Vorteilhaft Bodenwirksam ist die Pflanzenkohle bei tonigen Böden durch die Verbesserung der Durchlüftung des Bodens.

Pflanzenkohle - die pyrolytischen Aufschlussverfahren

Die bodenverbessernden Eigenschaften der Pflanzenkohle lassen sich gezielt einstellen. Es bestehen Abhängigkeiten zwischen den folgenden drei Faktoren: eingesetzte Ausgangs-Biomasse, Parameter der Pyrolyse und Bodenart. Diese Abhängigkeiten lassen sich durch die Wahl der Pyrolyseparameter aufeinander abstimmen. So lässt sich Biomasse mit hohem Restfeuchtegehalt bei Auswahl hoher Drücke und Temperaturen direkt zu Langzeit beständiger Pflanzenkohle pyrolysieren, wenn dies z.B. am Markt gefordert ist. Im Prozess entstehen Gas, Öle und Pflanzenkohle als trockenes Substrat.

Die technische Pyrolyse

Die Technische Pyrolyse wurde seit den 90iger Jahren entwickelt, um jegliche an Land wachsende Biomasse mit Restfeuchten bis zu 50 gew. % bei Temperaturen zwischen 380°C und 1000 °C zu Pflanzenkohle und Synthesegas zu pyrolysieren. Das Synthesegas wird hierbei zum Prozesserhalt und für die energetische Nutzung eingesetzt. Es entsteht sehr feinporige Pflanzenkohle. [5]

Die hydrothermale Carbonisierung

Die Hydrothermale Carbonisierung (HTC) erfolgt unter Zugabe von Wasser bei ca. 20 bar und Temperaturen ab 180°C. Je länger die Verweilzeiten und höher die Temperaturen gefahren werden, desto stabiler sind die HTC-Kohlen gegen mikrobiellen Abbau. [6]

Für das HTC-Verfahren eignen sich auch (im Gegensatz zur trockenen Pyrolyse) feuchte Biomassen, da sie für den Prozess nicht getrocknet werden müssen.

Die vapothermale Carbonisierung

Die Vapothermale Carbonisierung (VTC) setzt Wasserdampf für eine schnellere und effizientere Prozesssteuerung ein. Zudem sind Biomassen mit über 50 gew. % Restfeuchtegehalt pyrolysierbar. Der exotherme Prozess wird zwischen 180 und 250 °C und Drücken zwischen 16 bis 42 bar gefahren. [7]

Kon-Tiki

Im Gegensatz zu industriellen Pyrolyseverfahren wird hier mit offenem Feuer in einer tiefen Schale gearbeitet. Die Thermodynamische Prozessteuerung erfolgt durch thermische Strömungen in der tiefen Schale, wobei offenes Feuer und Hitze die Pyrolysegase weitgehend schadstofffrei abbauen. Das Substrat kann EBC premium (European Biochar Certification) zertifiziert werden. Eine energetische Nutzung entfällt in diesem Verfahren, jedoch lässt es sich als „low-tec“ Technologie dezentral bei geringen Investkosten einsetzen.[8]

Das thermokatalytische Reforming

Das Thermokatalytische Aufschlussverfahren (TCR) erfolgt in zwei Prozessschritten. Für den Betrieb beider Stufen sind 10 – 15% der im Einsatzstoff verfügbaren Energie notwendig. [9]

Wie in Abb 1 und 1a ersichtlich wird zunächst in einem Schneckenreaktor bei 450°C aus der Restbiomasse (Trockengehalt >70%) eine Rohkohle erzeugt, die daraufhin über ein Koksbett bei 600°C geführt wird. Neben einem hochwertigen, anthrazitartigen Substrat, mit 48 (gew.) % Kohlenstoffgehalt, entsteht durch Abkühlung der Dämpfe (Kondensation) zusätzlich ein thermisch stabiles Öl, welches hydrierbar ist bzw. als Motorenöl eingesetzt werden kann. Der Gasanteil wird gereinigt, der Wasserstoffanteil im verbleibenden Pyrolysegas liegt bei 20%.

Für die Bodenverbesserung nutzbares Substrat entsteht aus 50 gew. % der restfeuchten Ausgangsmasse. 30 gew. % der restfeuchten Ausgangsmasse sind energetisch nutzbar und dritteln sich in Gas, Öl und Koks. [10]

Pflanzenkohle – die gesetzlichen Rahmenbedingungen

Die Rahmenbedingungen zur Herstellung von Pflanzenkohle

Mit Entwicklung neuartiger Pyrolyseverfahren stehen nahezu alle Biomasseströme, nahezu unkonditioniert (auch Restfeuchten über 50 gew. %, siehe 3.3) technisch betrachtet für "Biokohlen" zur Verfügung. Dies bedeutet jedoch, dass ein Großteil der Inhaltsstoffe (z.B. Silikate) und potenziellen Schadstoffe (z.B. Schwermetalle) in der Biokohle, mehr oder weniger, gebunden sind.

Biomasse als Ausgangsstoff für Pflanzenkohle (Biomasse-Ströme)

Grundlage für eine Nutzung von Biomasse ist die Kenntnis der Biomasse-Stoffströme in der Region. Grundlegend sollte dazu bekannt sein welche Biomassen in welchen Wirtschaftszweigen zur Verfügung stehen und wie viele davon nach derzeitig verfügbaren Techniken für die stoffliche und energetische Verwertung in Frage kommen, da nicht alle biogenen Stoffe und Abfälle zwangsläufig für alle Prozesse geeignet sind. Einen Überblick über die Biomasse-Ströme in Sachsen-Anhalt bietet beispielsweise die umfangreiche Biomassepotenzialstudie von 2012. Diese Studie ermittelte die derzeitigen Mengen und Entsorgungswege für biogene Stoffe und Abfälle aus ausgewählten Wirtschaftszweigen und zeigte Möglichkeiten der Optimierung in der Verwertung auf. Zudem konnte eine Steigerung der getrennt erfassten Mengen an Bio- und Grünabfällen festgestellt werden. Langfristiges Ziel soll die Erhöhung der Bio- und Grünabfallerfassung sowie der Ausbau der energetisch-stofflichen Entsorgung im Sinne einer Vergärung mit anschließender Kompostierung sein. Dafür wurde unteranderem innerhalb der Studie das technisch verfügbare und das frei verfügbare Potenzial zu diesem Zeitpunkt ermittelt.[11]

Zusätzlich dazu gibt es einen Überblick über die zu überlassenden Bioabfälle jährlich aktuell in der Abfallbilanz des jeweiligen Landes.

Anforderungen an Ausgangsstoffe für Pflanzenkohle

Die Eigenschaften von Pflanzen- oder Biokohle ergeben sich aus der Kombination von Ausgangsstoffen und dem Herstellungsprozess bzw. den Produktionsbedingungen. Dabei können durch die Auswahl der Ausgangsstoffe die Gehalte und Verfügbarkeiten an Nähr-und Schadstoffen in den Pyrolysesubstraten sowie deren Struktur und die Stabilität gesteuert werden. Je nach Ziel und angestrebter Nutzung im Boden müssen dann entsprechende Ausgangsstoffe für die Herstellung gewählt werden.

Entsprechend des gewählten Ausgangsstoffes variiert unter anderem der Kohlenstoffgehalt in der Pflanzen- oder Biokohle, was z.B. Auswirkungen auf die Wasserbindung oder die Sorptionseigenschaften haben kann. Der Kohlenstoffgehalt sollte in der Regel zwischen 50-80% liegen. Entscheidend für den Einsatz im Boden ist allerdings der Gehalt von organischen Schadstoffen und Schwermetallen (PAK, PCB, Dioxine, Furane) in der Kohle. Um eine Freisetzung dieser Schadstoffe im Boden zu vermeiden, dürfen die Einsatzstoffe für die Pflanzen- oder Biokohle nur zu bestimmten Anteilen Schadstoffe enthalten. Die Grenzwerte sind dazu in den nachfolgenden Gesetzen zu finden:

  • Relevante Punkte aus dem Bundes-Imissionsschutzgesetz (BImSchG)[12]
  • Relevante Punkte aus dem Bundes-Bodenschutzgesetz (BBodSchG)[13]
  • Muss die Prozessführung bei der Pyrolisierung irgendwo Dokumentiert werden je Charge – gibt es da ähnlich der Bauprodukteverordnung einen Kontrollalgorithmus zu den Pyrolyseanlagen?
  • Was geschieht mit den Restsoffen der Pyrolyse – wie sicher ist die vermutlich hohe Bindung der Schwermetalle in den Kohlen?

Qualitätsmerkmale für Pflanzenkohle

Das molare O:C Verhältnis muss für eine bodentaugliche Biokohle zwischen 0,1 und 0,6 liegen.[14][15]

Die Rahmenbedingungen zur Nutzung von Pflanzenkohle

Es sind inzwischen Richtlinien für die Qualitätssicherung von Pflanzenkohle bekannt:

Im Folgenden werden die grundlegenden Rahmenbedingungen zur Nutzung von Pflanzenkohle aufgeführt.

Anforderungen an Pflanzenkohle als Bodensubstrat

Der Eintrag in die deutsche Düngemittelpositivliste ist möglich, wenn ein reproduzierbarer Produktionsprozess (stetige Biomasseverfügbarkeit und gleichbleibende Produktionsqualität) realisiert wird.

Bei nicht kontinuierlicher Produktion sind verpflichtend die Nährstoffgehalte gemäß BBodSchG zu bestimmen.

Kritisch zu betrachten ist bei diesem Vorgehen jedoch, dass die Nährstoffverfügbarkeit aus der Pflanzenkohle heraus nur geringe Prozentsätze beträgt (bei P beträgt die Verfügbarkeit 15%, bei N z.T. unter 1% des jeweiligen Nährstoffgehaltes). Daraus resultiert, dass die in den Boden verbrachte Pflanzenkohle schnell die zulässigen Nährstoffgehalte im Boden erreicht, aber nur Bruchteile dieser Nährstoffe Pflanzenverfügbar sind, woraus ein reduzierter Pflanzenaufwuchs bei Einsatz von Pflanzenkohle gemäß BBodSchG resultiert.

  • Muss der Substrateintrag in den Boden irgendwo gemeldet werden?
  • Gibt es Unterschiede in der agrarischen Nutzung und der urbanen Nutzung zu beachten?

Ausgangsstoffströme (Feedstock)

  • Pflanzenkohle aus Totholz
  • Pflanzenkohle aus Gärresten der Biogaserzeugung
  • Pflanzenkohle aus Klärschlamm
  • Pflanzenkohle aus Grünschnitt
  • Pflanzenkohle tierischen Exkremente

rechtliche Vorrausetzungen für die Anerkennung der Pflanzenkohle als Produkt

Gilt ein Stoff als Abfall unterliegt dieser dem sogenannte Abfallrecht. Im Falle der Behandlung von Biomasse gelten dementsprechend folgende Verordnungen:

  • BioAbfV (bei der Verwendung von Biomasse in Verbindung mit Bioabfällen)
  • AbfKlärV (bei der Verwendung von Biomasse in Verbindung mit Klärschlamm, auch wenn zusätzlich Bioabfälle vorhanden sind)
  • KrWG

Bei einer Anwesenheit zusätzlicher tierischer Nebenprodukte in der Biomasse gelten zudem bestimmte Hygieneanforderungen, die einzuhalten sind.

Bei Bedarf sollte allerdings geprüft werden ob für die verwendeten Ausgangsstoffe die Vorschriften des jeweiligen Gesetzes gelten, da in einigen Fällen Ausnahmeregelungen vorhanden sind. Speziell bei der Betrachtung des Kreislaufwirtschaftsgesetzes (KrWG) wurden diese im §2 (2) verfasst.

Um die aus Biomasse entstandene Pflanzenkohle später nutzen zu können ist es rechtlich gesehen zunächst entscheidend, dass mit dem Pyrolyse-Prozess das Abfallende erreicht werden kann. Um das Ende der Abfalleigenschaft zu erlangen müssen gewisse Voraussetzungen erfüllt werden. Diese werden im 5 des KrWG benannt. Ob die Voraussetzungen erfüllt werden können hat der Pflichtadressat nach sorgfältiger Prüfung zu entscheiden. Darüber hinaus kann die zuständige Abfallbehörde im Rahmen behördlicher Überwachung das Vorliegen der Voraussetzungen gem. § 5 KrWG überprüfen. Demzufolge ist der Kontakt/Austausch mit der zuständigen Abfallbehörde zu empfehlen, um festzustellen ob bei der konkreten Herstellung und beabsichtigten Verwendung überwachungsrechtliche Bedenken (Zweifel am Eintritt Abfallende) bestehen.

Damit die Pflanzenkohle als Produkt zur Bodenverbesserung anerkannt wird, ist neben der Erfüllung der Voraussetzungen für den Eintritt des Abfallendes auch die Aufnahme der Biokohle in die Düngemittelliste notwendig. Für Anpassungen und Änderungen von Bundesgesetzen und – verordnungen, wie z. B. der Düngemittelverordnung(DüMV), liegt die Zuständigkeit beim Bund. Zur Herstellung von Düngemitteln dürfen nur die in der DüMV gelisteten Ausgangsstoffe verwendet werden. Demzufolge ist nur eine Nutzung von Holzkohlen aus unbehandelten Hölzern als Bestandteil von Düngemitteln zulässig. Neue Ausgangsstoffe müssen für eine Aufnahme in die Anhänge der DüMV von den jeweiligen Unternehmen beim BMEL (Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft) beantragt werden.

Derzeit wird das genauere Prozedere, dass die Aufnahme der Pflanzenkohle in die Düngemittelverordnung ermöglichen soll, noch in Erfahrung gebracht. Neben der allgemeinen Betrachtung der Ausgangsstoffen muss auch die Einhaltung der Schadstoffgrenzen (siehe 4.1.1) innerhalb der Pflanzenkohle durch entsprechende Schadstoffanalysen überprüft werden, da das Einbringen von schädlichen Produkten in den Boden nicht zulässig ist.

Zertifikate

Eine Zertifizierung des entstanden Produktes (Pflanzenkohle) verdeutlicht die Akzeptanz des Produktrechts. Bis zum jetzigen Stand der Forschung konnte allerdings nur eine Zulassung für Pflanzenkohle aus Totholz erlangt werden.

Das Ithaka Institute for Carbon Strategies bietet eine Zertifizierung nach European Biochar Certification - EBC an, inklusive C-Senke Registrierung, Vor- Ort-Inspektion und Laboranalyse der BioKohle.

Fußnoten

  1. [1]
  2. European Biochar Certificate (EBC): Richtlinien für die nachhaltige Produktion von Pflanzenkohle, Version 9.5G – Stand 1.08.2021 , S. 18.
  3. UBA(Hrsg.): Chancen und Risiken des Einsatzes von Pflanzenkohle und anderer „veränderter“ Biomasse als Bodenhilfsstoffe oder für die C-Sequestrierung in Böden, Dessau-Roßlau 2016, S. 6.
  4. [Spokas, K. A. Review of the stability of biochar in soils: predictability of O:C molar ratios, Carbon Management (2010) 1(2), 289-303]
  5. Wikipedia: Technische Pyrolyse, abgerufen 21. September 2021.
  6. Wikipedia: Hydrothermale_Carbonisierung, abgerufen 21. September 2021.
  7. Wikipedia: Vapothermale_Carbonisierung, abgerufen 21. September 2021.
  8. Kon-Tiki, Herstellung von Pflanzenkohle, abgerufen am 23. September 2021.
  9. International eConference on Analytical and Applied Pyrolysis, Apfelbacher, A.: Pyrolysis of residual biomass via thermo-catalyc reforming – experimental investigation of sewage sludge. Vortrag 2021.
  10. International eConference on Analytical and Applied Pyrolysis, Apfelbacher, A.: Pyrolysis of residual biomass via thermo-catalyc reforming – experimental investigation of sewage sludge. Vortrag 2021.
  11. Biomassepotenzialstudie Sachsen-Anhalt 2012, Biomassepotenzialstudie Sachsen-Anhalt, Biogene Stoffe und Abfälle in ausgewählten Wirtschaftszweigen, Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt Sachsen-Anhalt, Kurzbericht November 2012 S.25,28
  12. BImSchG, Gesetz zum Schutz vor schädlichen Umwelteinwirkungen durch Luftverunreinigungen, Geräusche, Erschütterungen und ähnliche Vorgänge, Stand: 3.12.2020.
  13. BBodSchG, Gesetz zum Schutz vor schädlichen Bodenveränderungen und zur Sanierung von Altlasten, Stand: 25.2.2021.
  14. European Biochar Certificate (EBC): Richtlinien für die nachhaltige Produktion von Pflanzenkohle, Version 9.5G – Stand 1.08.2021 , S. 18.
  15. UBA(Hrsg.): Chancen und Risiken des Einsatzes von Biokohle und anderer „veränderter“ Biomasse als Bodenhilfsstoffe oder für die C-Sequestrierung in Böden, Dessau-Roßlau 2016, S. 6.