GreenUp Sahara – Neuigkeiten zum Projektfortschritt

Dennis und Marc bei unserem letzten Projekttreffen am Fraunhofer UMSICHT

Gegen Ende 2019 machte uns die politische Lage in Algerien vorerst einen Strich durch unsere Reiseplanungen. Aufgrund der Reisewarnung des Auswärtigen Amts beschlossen wir schweren Herzens, unsere Reise zunächst zu verschieben und stattdessen von Deutschland aus weiter an hydroponischen Lösungen für die Menschen in Algerien zu arbeiten. Mittlerweile sind wir in vielerlei Hinsicht vorankommen und wir freuen uns, euch heute erste Antworten auf die Fragen zu geben, die uns die letzten Monate umtrieben.

Welche Probleme treten bei Hydrokulturen in ariden Gebieten verstärkt auf?

Marc und Taleb haben die vergangenen Wochen genutzt, um über Skype und WhatsApp die Probleme zu definieren, die bei den Hydrokulturen auftreten, die Taleb im Flüchtlingscamp entwickelt. An folgenden Punkten können wir ansetzen, um die Systeme bestmöglich zu verbessern und die Hydroponik vor Ort voranzubringen:

  1. Nährstofflösung: Die Zusammensetzung der Nährstofflösung, mit der die Pflanzen gedüngt werden, stellt Taleb immer wieder vor Herausforderungen. Damit die Pflanzen in den Gewächshäusern optimal wachsen, muss ausreichend Stickstoff in der Nährstofflösung vorhanden sein. Bislang konnte allerdings keine ideale Stickstoffquelle identifiziert werden. Die Herstellung eines speziellen Düngemittels mit den verfügbaren Materialien vor Ort könnte hier Abhilfe schaffen.

  2. Klima- und Temperaturmanagement: Die hohe Luftfeuchtigkeit in den Zelt-Gewächshäusern begünstigt die Bildung von Schimmel, der die Entwicklung der Pflanzen beeinträchtigt. Zudem hemmen die extremen Temperaturschwankungen das Pflanzenwachstum. Tagsüber herrscht in der algerischen Sahara extreme Hitze mit teilweise um die 50° C, während nachts die Temperaturen um 20° C oder mehr fallen. Für die Regelung des Klima- und Temperaturmanagements gilt es, die Bauweise der Zelt-Gewächshäuser weiterzuentwickeln. Als eine fruchtbare Symbiose könnte sich eine Verbindung von traditioneller Bauweise mit hochmodernen Erkenntnissen erweisen.

  3. Brackwasser: Für ein langlebiges hydroponisches System müssen wir Wasser effizient aufbereiten und wiederverwenden – und das am besten ohne zusätzliche Energiezufuhr. Frischwasser ist leider nur begrenzt verfügbar, daher nutzt Taleb vor allem salzhaltiges Brackwasser. Hier wäre es möglich Pflanzen zu testen, die mit hohen Temperaturen, wenig Wasser und hohen Salzkonzetrationen zu Recht kommen.
Taleb und Marc bei einem Gespräch über WhatsApp

Wie können wir Hydroponik global vorantreiben?

Neben dem Austausch mit Taleb haben wir seit Anfang des Jahres weitere intensive Gespräche mit dem World Food Programme (WFP) geführt. Wir haben die neuen Projektmanagerinnen von »H2Grow« kennengelernt. Sie haben uns einen Ausblick für das kommende Jahr zu ihren Aktivitäten in Algerien aber auch in anderen Ländern der Welt gegeben. Weltweit tüfteln viele engagierte Forschende an Hydroponik und wir haben gemeinsam diskutiert, wie wir diese zusammenbringen und vernetzen können.

Und wie sieht es jetzt mit unserer Forschungsreise aus?

Bereits im April planen Vertreterinnen und Vertreter des World Food Programmes aus Deutschland einen Aufenthalt in Algerien. Wir prüfen nun, ob und wie wir uns möglichst gewinnbringend, aber auch sicher an dieser Delegation beteiligen könnten. Es besteht weiterhin eine Teilreisewarnung des Auswärtigen Amts für Algerien (Stand: 24.02.2020). Da die politische Lage immer noch unsicher ist, haben wir bei unserem letzten Projekttreffen am Fraunhofer UMSICHT Alternativpläne entwickelt:

  1. Netzwerk-Workshop: Sollten wir mittelfristig nicht nach Algerien reisen können, laden wir Taleb und andere Ingenieure, die in ariden Regionen leben und an hydrophonischen Lösungen arbeiten, zu einem Netzwerk-Workshop nach Deutschland ein. Gemeinsam könnten wir an Lösungen zu unseren konkreten Fragestellungen arbeiten, voneinander lernen und weltweit agierende Akteure vernetzen.
  2. GreenUp Sahara in einem anderen Land: Alternativ könnten wir unsere Studien in einem anderen Land mit vergleichbaren Umweltbedingungen (z. B. Kenia oder Namibia) durchführen. Die Ergebnisse machen wir anschließend nicht nur für Algerien, sondern für möglichst viele aride Regionen nutzbar.

Wir sind nach wie vor zuversichtlich und voller Tatendrang und verlieren unsere Vision nicht aus dem Auge: die nachhaltige und langfristige Lebensmittelversorgung von Menschen in Wüstenregionen. Wir halten euch weiterhin auf dem Laufenden und danken euch für eure Geduld!

Habt ihr Fragen zum Projekt GreenUp Sahara? Dann meldet euch gern bei mir, Alexandra oder Vera, die diesen Blog koordinieren.

Grüne Grüße
Marc mit Dennis und Joachim
und das gesamte GreenUp Sahara-Team


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