OPEN SOURCE ALGE

BIOMASSE AUS DEM KÜCHENGERÄT

Im vierten Szenario beleuchtet wir den Mikroorganismus „Alge“ und ihr vielfältiges Anwendungspotenzial in der Bioökonomie. Sie ist der Ausgangspunkt zur Reflektion über neue Verfahrenstechnologien in der Lebensmittelproduktion. Dabei werden die heimischen Küchengeräte in den Fokus gerückt und mit neuen Biotechnologien für Zuhause in Verbindung gebracht.

Wird das Züchten von Mikroorganismen zu einem neuen Teil unserer Esskultur? Wie beeinflussen Open Source (Bio-)Technologien unsere heimischen Küchengeräte? Welche neuen Geschmäcker und Produkte entstehen im heimischen Bioreaktor?

DAS SZENARIO

Seien es Brotbacken, Bierbrauen oder sauer einlegen: Seit Jahrhunderten machen wir uns Mikroorganismen zu nutzen, um Lebensmittel herzustellen oder zu konservieren. Aktuell lernen wir, Mikroorganismen zu domestizieren und den Code des Lebens neu zu schreiben. Das beeinflusst auch unser Essverhalten und die Herstellung von Lebensmitteln. Biobasierte Produktionsprozesse sind für die Bioökonomie eine große Chance, auf fossile Brennstoffe zu verzichten. Gleichzeitig stehen sie damit an der Grenze zwischen jenen traditionellen Kulturtechniken und neuen biotechnologischen Verfahren. Was heißt das für personalisierte Ernährung und was hat das Ganze mit Algen zu tun?

Nori Lichtorgel

Grün, Blau, Gold… Das Universum der Alge ist reich und vielfältig. Mit ihrem breiten Nährstoffspektrum sind Algen die ideale Ausgangsbasis für den wachsenden Bedarf nach natürlicher Nahrungsergänzung.

Das Anwendungspotenzial ist groß, da es sich bei der Alge um einen einfachen Modellorganismus handelt. Die Vitamin-C Brausetablette gehört damit der Vergangenheit an.

Ob Nahrungsmittel, Tierfutter, Energiequelle, Medizin oder Kosmetik: Algen sind echte Multitalente und wachsen rund zehnmal schneller als alle anderen Pflanzen. Sie stecken voller Vitamine, Spurenelemente, Mineralien und Eiweiß. Vor allem die Produktion von Fettsäuren ist vielversprechend.

Neben der Frage, was in Zukunft auf unserem Speiseplan steht, geht es auch darum, wie sich die Mikroorganismen zuhause züchten lassen. Die Lebensmittelproduktion erhält Einzug in unsere Küche. Home is where my kitchen is: Der Nori Bioreaktor ist künftig als Küchengerät unentbehrlich. Von Licht- und Sauerstoffeinstellungen bis hin zu genetischen Werkzeugen: Durch modulare Elemente und Open Source Technologie lässt sich dieser Multitasker für unterschiedlichste Zwecke einsetzen. Das Basis-Paket beinhaltet einen Bioreaktor mit einem einfachen Algensubstrat und ermöglicht die Produktion von Biomasse in Form von Algenpulver.

Durch das Zusatzmodul „DNA Scan & Edit Tool“ kann der genetische Code der Alge gescannt und umgeschrieben werden, um diese zu modifizieren. Alternativ lassen sich sogenannte BioBricks als standardisierte Bausteine in die DNA der Alge einschleusen.
Durch diese „genetischen Legosteine“ entstehen personalisierte Nahrungsergänzungsmittel, die optimal auf unseren Bedarf abgestimmt sind. Geschmack auf Knopfdruck:

Wie wäre es mit kalorienarmer, fairer, nachhaltiger Schokolade? Einfach Geschmacks- und Farbeigenschaften vom Kakao in die Alge überragen und genießen. Seit sich auch psychoaktive Substanzen wie THC einbauen lassen, sieht Hanfanbau alt aus.

Wie Brot backen: Es ist künftig völlig selbstverständlich, Mikroorganismen für die personalisierte Ernährung zu optimieren. Dabei verschwimmen die Grenzen zwischen KonsumentIn und ProduzentIn.

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HINTERGRÜNDE
ZU SZENARIO UND ARTEFAKT:

Erstes Ziel dieses Szenarios ist es, das Potenzial der Alge in der Bioökonomie aufzuzeigen. Gleichzeitig soll es einen spielerischen Umgang zu neuen Verfahrenstechnologien in der Lebensmittelproduktion schaffen. Die Erzählung wird von drei Objekten begleitet, die jeweils unterschiedliche Arten der Verarbeitung und Manipulationsverfahren veranschaulichen: Der Bioreaktor zeigt, wie Algen im domestizierten Kontext gezüchtet werden können. Die Lichtorgel geht einen Schritt weiter und zeigt auf, wie wir das Wachstum von Algen allein durch steuerbare Umwelteinflüsse, wie Licht und Sauerstoff, beeinflussen können. Das dritte Modul, das DNA Scan & Edit Tool schlägt die Brücke von der Realität zur Fiktion und spielt auf neue biotechnologische Verfahren, wie die Genschere und die wissenschaftliche Disziplin der Synthetischen Biologie, an.

Was passiert, wenn wir so stark in einen Organismus eingreifen, dass wir daraus einen neuen Organismus erschaffen? Bleibt es bei gut gemeinten Anwendungsszenarien, wie die genetische Transformation einer Alge zu Kakaopulver, um ökologische und soziale Folgen von Kakaoplantagen zu reduzieren? Oder führen sie zum Missbrauch von neuen psychoaktiven Substanzen? Baking bread oder Breaking bad: Wie können wir von positiven Anwendungsszenarien der mordernen Biotechnologie profitieren und gleichzeitig eine Kontrollierbarkeit garantieren?

Die Geräte sind bewusst an die reduzierte und simple Formsprache von Küchengeräten angelehnt und zeigen einen denkbaren kommerziellen DIY-Zugang zu komplexen Biotechnologien und damit ihren Einzug in unseren Alltag.

Dieses Szenario wurde mit freundlicher Unterstützung und dem interdisziplinären Wissen von  Robert Hoffie, Christian Kaiser,  Johannes Kopton, Natalie Laibach und Martin Reich der Progressiven Agrarwende entwickelt.

www.progressive-agrarwende.org

IST DER NORI BIOREAKTOR DER NEUE KÜCHENHELFER?

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